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Aus dem Leben eines Taugenichts

Von seinem Vater aus dem Haus geschickt, zieht der Taugenichts mit seiner Geige in die Welt hinaus, ohne ein klares Ziel vor Augen. Zwei Damen nehmen ihn in ihrem Schloss auf, wo er zunächst als Gärtner, dann als Zolleinnehmer arbeitet. Er verliebt sich in die eine der beiden, doch hält er sie für unerreichbar und packt schließlich unglücklich seine Sachen und reist weiter. Zusammen mit zwei Malern, die ihn in ihrer Kutsche mitnehmen, erlebt er eine ereignisreiche Reise, auf der ihn allerlei Missverständnisse und Verwechslungen von einem Abenteuer ins nächste stoßen – bis er zu guter Letzt seine ‚schöne gnädige Frau’ wiedertrifft…

Autor: Joseph von Eichendorff
Illustration:
ca. 104 Seiten

Ab 26.95 EUR inkl. 7% MWSt
zzgl. Versandkosten

(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Schauplatz

u.a. Deutschland, Wien, Rom

Epoche

Anfang des 19. Jahrhunderts

Abriss

Mit seinem anti-bürgerlichen Lebenswandel und seiner sehnsüchtigen, unzerstörbaren Liebe ist der Taugenichts als Figur und Text beispielhaft für die literarische Epoche der Spätromantik
(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Leseprobe

Wie ich nun eben so weiter fortschlendere und vor Vergnügen, Mondschein und Wohlgeruch gar nicht weiß, wohin ich mich wenden soll, läßt sich tief aus dem einen Garten eine Gitarre hören. Mein Gott, denk ich, da ist mir wohl der tolle Student mit dem langen Überrock heimlich nachgesprungen! Darüber fing eine Dame in dem Garten an überaus lieblich zu singen. Ich stand ganz wie bezaubert, denn es war die Stimme der schönen gnädigen Frau und dasselbe welsche Liedchen, das sie gar oft zu Hause am offenen Fenster gesungen hatte.
Da fiel mir auf einmal die schöne alte Zeit mit solcher Gewalt aufs Herz, daß ich bitterlich hätte weinen mögen, der stille Garten vor dem Schloß in früher Morgenstunde, und wie ich da hinter dem Strauch so glückselig war, ehe mir die dumme Fliege in die Nase flog. Ich konnte mich nicht länger halten. Ich kletterte auf den vergoldeten Zieraten über das Gittertor und schwang mich in den Garten hinunter, woher der Gesang kam. Da bemerkte ich, daß eine schlanke weiße Gestalt von fern hinter einer Pappel stand und mir erst verwundert zusah, als ich über das Gitterwerk kletterte, dann aber auf einmal so schnell durch den dunklen Garten nach dem Hause zuflog, daß man sie im Mondschein kaum füßeln sehen konnte. „Das war sie selbst!“, rief ich aus, und das Herz schlug mir vor Freude, denn ich erkannte sie gleich an den kleinen, geschwinden Füßchen wieder. Es war nur schlimm, daß ich mir beim Herunterspringen vom Gartentore den rechten Fuß etwas vertreten hatte, ich mußte daher erst ein paarmal mit dem Beine schlenkern, ehe ich zu dem Hause nachspringen konnte. Aber da hatten sie unterdes Tür und Fenster fest verschlossen. Ich klopfte ganz bescheiden an, horchte und klopfte wieder. Da war es nicht anders, als wenn es drinnen leise flüsterte und kicherte, ja einmal kam es mir vor, als wenn zwei helle Augen zwischen den Jalousien im Mondschein hervorfunkelten. Dann war auf einmal wieder alles still.
Sie weiß nur nicht, daß ich es bin, dachte ich, zog die Geige, die ich allzeit bei mir trage, hervor, spazierte damit auf dem Gange vor dem Hause auf und nieder und spielte und sang das Lied von der schönen Frau und spielte voll Vergnügen alle meine Lieder durch, die ich damals in den schönen Sommernächten im Schloßgarten oder auf der Bank vor dem Zollhause gespielt hatte, daß es weit bis in die Fenster des Schlosses hinüberklang. – Aber es half alles nichts, es rührte und regte sich niemand im ganzen Hause. Da steckte ich endlich meine Geige traurig ein und legte mich auf die Schwelle vor der Haustüre hin, denn ich war sehr müde von dem langen Marsche. Die Nacht war warm, die Blumenbeete vor dem Hause dufteten lieblich, eine Wasserkunst weiter unten im Garten plätscherte immerfort dazwischen. Mir träumte von himmelblauen Blumen, von schönen, dunkelgrünen, einsamen Gründen, wo Quellen rauschten und Bächlein gingen und bunte Vögel wunderbar sangen, bis ich endlich fest einschlief.

Joseph von Eichendorff

Joseph (Karl Benedikt) Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor/Oberschlesien geboren. Er entstammte einer katholischen Adelsfamilie. 1805/06 begann er ein Jurastudium in Halle, das er 1807/08 in Heidelberg fortsetzte. 1808 unternahm er eine Bildungsreise nach Paris und Wien, von wo aus er 1810 nach Lubowitz zurückkehrte und dort den Vater bei der Verwaltung der Güter unterstützte. In Wien setzte er 1810 das Studium fort und schloss es 1812 ab. 1816 trat er als Referendar in Breslau in den preußischen Staatsdienst und wurde 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg. 1831 übersiedelte er mit der Familie nach Berlin und war dort in verschiedenen Ministerien beschäftigt, bis er 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt wurde; 1844 ging er in Pension. Er starb am 26. November 1857 in Neisse/Schlesien.


Eine Auswahl an Werken:

1808 Die Zauberei im Herbst 1819 Das Marmorbild 1826 Aus dem Leben eines Taugenichts 1833 Dichter und ihre Gesellen 1833 Viel Lärmen um nichts 1835 Eine Meerfahrt 1837 Das Schloß Dürande 1839 Die Entführung

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